Lasst uns gemeinsam nach den besten Lösungen suchen
1-Dollar Globaler Mindestlohn oder Existenzsicherende Löhne? So einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten
Einen Globalen Mindestlohn als Menschenrecht einführen! Das ist die Forderung von Peter Spiegel, Autor von „Die 1-Dollar Revolution“. „Mit einem globalen Mindestlohn von 1 Dollar pro Stunde als absolute Lohnuntergrenze für den internationalen Handel würden wir Sklavenarbeit, extreme Ausbeutung und viele Fluchtursachen von heute sofort beenden“, erklärt Spiegel in seinem Impulsvortrag. Systemische Innovationen wie diese seien notwendig, weil die Kluft zwischen Armut und Wohlstand immer größer wird.
In einigen Ländern des Globalen Südens gebe es zwar einen Mindestlohn, dieser bezieht sich aber auf den Monatslohn. So wird der Lohn durch höhere Arbeitsstunden (60-80 Stunden pro Woche) gedrückt. „Daher ist der Mindeststundenlohn so wichtig“, so Peter Spiegel. Ein weiterer Vorteil dieses Globalen Mindestlohns: er ist wettbewerbsneutral. Denn alle Unternehmer zahlen den gleichen Mindestlohn und gefährden damit nicht ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit. Der Globale Mindestlohn ist eine Win-Win-Situation für alle! Er beendet den Lohndumping-Wettbewerb, steigert das Einkommen und die Kaufkraft von über 1 Milliarde Menschen und reduziert Fluchtursachen. Mit diesen Argumenten verdeutlicht Herr Spiegel die Notwendigkeit dieser systemischen Innovation.
Gudrun Schlöpker von Fairtrade Deutschland beginnt ihren Impulsvortrag mit einem kurzen Filmausschnitt, in dem Produzent*innen aus dem Globalen Süden zu Wort kommen. Sie sprechen über ihre Arbeitsbedingungen und die Auswirkungen, die der Preisdruck auf ihre Produkte für ihre Lebensbedingungen hat. Der Faire Handel sieht eine Lösung für dieses Problem in besseren Handelsbedingungen und höheren Preisen. Diese führen zu höheren und stabileren Einkommen, besseren Arbeitsbedingungen, Gesundheitsschutz, Produktivität- und Qualitätssteigerungen. „Aber es braucht höhere Absatzmengen über längere Zeit!“, so Frau Schlöpker. Denn im Vergleich zum Gesamtabsatz sind die Absatzmengen des Fairen Handels noch sehr gering.
„Fairtrade setzt Mindestpreise, die für ein ausreichendes Einkommen sorgen und ein sicheres Leben gewährleisten“, erklärt Gudrun Schlöpker. Seit einigen Jahren wird dieses Konzept unter dem Stichwort „Existenzsichernde Löhne“ weiterentwickelt. Diese Löhne werden jeweils für einzelne Regionen errechnet, indem der Bedarf an Nahrung, Wasser, Unterkunft, Bildung, Gesundheit, Transport, Kleidung und Vorsorge bestimmt wird, der einer durchschnittlichen Familie einen angemessenen Lebensstandard ermöglicht. Bis zur Durchsetzung der dem entsprechenden Marktpreise ist es aber noch ein weiter Weg.
In der Diskussion waren sich die Referent*innen einig in der Einschätzung der Initiative für ein Lieferkettengesetz: „Das Lieferkettengesetz bildet den rechtlich verpflichtenden Rahmen“, so Gudrun Schlöpke. Ein solcher Rahmen ist sehr wichtig für Fortschritte in der Entwicklungszusammenarbeit. Diese scheitern oft nicht am guten Willen, sondern an der starken Wirtschaftslobby und am noch zu wenig verbreiteten Bewusstsein der Menschen über globale Zusammenhänge. Es benötigt daher die Kraft vieler, um ein wirksames Lieferkettengesetz durchzubringen.
Den Zusammenhang zwischen den Lösungsansätzen der beiden Referent*innen verdeutlichte Herr Spiegel zum Abschluss: „Um höhere Löhne zu generieren, braucht es natürlich auch höhere Preise“. Er rief zur Zusammenarbeit aller auf, die sich für bessere Lebensbedingungen im Globalen Süden einsetzen: „Lassen Sie uns einen gemeinsamen runden Tisch machen und mit all denjenigen, die mit Lösungskonzepten unterwegs sind schauen, wie wir die in wechselseitige Lernprozesse zusammenschnüren können. Ich habe keine Zweifel, dass wir da alle auf viel mehr Präzision, Klarheit und Wirksamkeit kommen werden.“
Den Link der Aufzeichnung dieses Abends und der anderen Veranstaltungen finden Sie unter www.fair-finance-frankfurt.de .
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