Frauen in Führungspositionen: Oikocredit geht voran
Laut einer renommierten britischen Studie stagniert der Anteil von Frauen in Führungspositionen weltweit bei 24 Prozent. Anders bei Oikocredit: Dort sind Frauen und Männer bei den Mitarbeitenden seit vielen Jahren gleich stark vertreten; in der internationalen Geschäftsführung wurde 2013 ein ausgewogenes Verhältnis erreicht. Anlass genug für ein Interview mit zwei Mitgliedern der Geschäftsführung im niederländischen Amersfoort, mit der Finanzdirektorin Irene van Oostwaard und der Direktorin für Anlegerbetreuung Ylse van der Schoot.
Wofür sind Sie in Ihrer Führungsposition bei Oikocredit zuständig? Und welche Aufgaben der Geschäftsführung gefallen Ihnen am besten?
Irene van Oostwaard: „Ich bin für die Finanzabteilung verantwortlich, d. h. für das Berichtswesen, die laufende Erfassung und Auswertung der Finanzergebnisse, die Buchhaltung und den Zahlungsverkehr. An der Arbeit der Geschäftsleitung gefällt mir am besten, dass ich an der künftigen Strategie unserer wachsenden Organisation mitarbeiten kann. Dank der überschaubaren Größe von Oikocredit habe ich auch Gelegenheit, praktisch mit anzupacken.“
Ylse van der Schoot: „Ich bin für die Anlegerseite bei Oikocredit verantwortlich, d.h. für den Kapitalzufluss, für die Betreuung der Anlegerinnen und Anleger weltweit sowie für das weltweite Marketing und die Kommunikation. Mir gefällt die Dynamik meiner aktuellen Position: In der Geschäftsführung gestalte ich die Strategie mit und bin für Themen rund um Führung und Leitung verantwortlich. Außerdem bietet meine Rolle die Möglichkeit, mit einem großen internationalen Team sowie mit Ehrenamtlichen und Anlegerinnen und Anlegern zusammenzuarbeiten.“
In der Geschäftsführung von Oikocredit besteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Wie sah es im Vergleich dazu bei anderen Unternehmen im Sozial- und Finanzbereich aus, in denen Sie gearbeitet haben?
Irene van Oostwaard: „Ich habe bei einer der vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gearbeitet. Dort hatte das ausgewogene Frauen-Männer-Verhältnis ebenfalls einen hohen Stellenwert. Ich weiß, dass das nicht leicht zu erreichen ist, selbst wenn die gesamte Organisation sich darum bemüht und alle das Konzept uneingeschränkt unterstützen. Deshalb bin ich stolz, jetzt zu diesem Leitungs-Team zu gehören und eine Position im männlich dominierten Finanzbereich innezuhaben.
Ylse van der Schoot: „Oikocredit steht im Vergleich mit meinen früheren Arbeitgebern auf der Ebene von Geschäftsführung und Aufsichtsrat gut da. 2009 war ich die erste Frau in der Geschäftsführung, Oikocredit hat also in relative kurzer Zeit viele Schritte zur ausgewogenen Mitwirkung von Frauen und Männern vollzogen.“
Gibt es in Ihrem Bereich Herausforderungen für Frauen?
Irene van Oostwaard: „Ich glaube, dass es bei Positionen im Finanzbereich noch eine unsichtbare Barriere für Frauen gibt. Frauen setzen sowohl beruflich als auch privat oft andere Prioritäten, die im Finanzwesen nicht immer ganz verstanden oder akzeptiert werden.“
Ylse van der Schoot: „Als ich anfing, im internationalen Kontext zu arbeiten – unter anderem in Kriegsgebieten – wurde mir deutlich, was ich für ein Glück hatte, in einem Land mit Chancengleichheit aufzuwachsen. Bestimmte Bereiche sind tatsächlich noch männlich dominiert, vor allem in Führungspositionen. Das ist sehr schade, denn ich glaube, dass Frauen dort eine andere, wertvolle Perspektive einbringen können.“
Was raten Sie jüngeren Frauen, die in Ihrem Bereich arbeiten möchten?
Irene van Oostwaard: „Seid nicht schüchtern, steht zu euren Zielen. Seid ihr selbst, findet euren Weg und macht die Dinge auf eure Art. Letztendlich können wir so alle von einer ausgewogenen Beteiligung von Frauen und Männern profitieren.“
Ylse van der Schoot: „Das sehe ich auch so. Entwickelt euch weiter und bleibt euch treu. Je ausgeglichener du als Mensch bist, desto erfolgreicher kannst du sein. Verwirklicht eure Träume, seid bereit, euch außerhalb der Norm zu begeben, kennt eure Stärken und setzt sie nutzbringend ein!“