Die Augen von Oikocredit
Das niederländische Fotografen-Ehepaar Pauline und Wim Opmeer hat für Oikocredit 184 Partnerorganisationen und 800 Menschen weltweit besucht.
Zuerst wäscht sie sich die Haare. Die Präsidentin einer peruanischen Kooperative besteht darauf, schließlich komme offizieller Besuch und sie wolle anständig aussehen. Eigentlich waren Pauline und Wim Opmeer ins Dorf gekommen, um Fotos von den Menschen und ihrem Alltag zu machen. Aber das Ehepaar hat sich längst daran gewöhnt, als ausländische Fotografen häufig der Grund für einen besonderen Anlass zu sein. Pauline und Wim Opmeer haben vor zehn Jahren ihre Jobs als Architektin und Manager an den Nagel gehängt. Sie wollten als frisch ausgebildete und selbstständige Fotograf*innen die aus der Entwicklungszusammenarbeit erwachsenden Chancen für die Menschen dokumentieren.
Oikocredit war einer ihrer ersten Kunden. Doch es sollte weitere vier bis fünf Jahre dauern, bis sie einen festen Kundenstamm hatten und ein regelmäßiges Einkommen erzielen konnten.
Über Stock und Stein
Heute versorgen sie 15 Organisationen aus dem Benelux-Raum mit Bildern und Berichten aus dem Globalen Süden. Die grobe Planung – welcher Kontinent, welche Länder – erfolgt vier Jahre im Voraus. Für den Transport in Afrika und Südamerika nutzt das Ehepaar seinen eigenen 4x4-Camper, den es auch regelmäßig zwischen den beiden Kontinenten verschifft. In Asien müssen Flugzeug, Bus und Taxi herhalten. Die vielen Reisekilometer beanspruchen den Körper sehr.
Insbesondere die letzten Kilometer zu den Menschen vor Ort sind eine Herausforderung, die Wege und die mobilen Untersätze oft in einem schlechten Zustand. Auf dem Weg zu einem Alpakafarmer in Peru verbrachten sie je Fahrtrichtung fünf Stunden in einem kleinen Jeep. „Wim durfte mit seinen über zwei Metern vorne sitzen, hatte aber die ganze Fotoausrüstung bei sich“, erzählt Pauline lächelnd.
Sonderstatus weißer Fotograf
Das Fotoshooting mit ausländischen Fotografen ist für die Menschen vor Ort ein besonderer Anlass. Beim Besuch einer Kaffeekooperative in Honduras putzten sich das Dorf und seine Bewohner*innen heraus und empfingen die Gäste offiziell.
Vor der Arbeit wird erst mal ordentlich gegessen und getrunken. Oft werden die Fotografen von den lokalen Oikocredit-Partnern begleitet, was die Förmlichkeit zusätzlich erhöht. Geht es dann an die Arbeit, ist das Morgenlicht oft dem grellen Sonnenschein gewichen, es verbleibt nur noch wenig Zeit bis zur Rückreise, und so manches Mal ist die zu fotografierende Person verschwunden und muss erst mal auf ihrer Plantage bei der täglichen Arbeit gesucht werden. Wim bringt die Geduldsprobe auf den Punkt: „Hier gilt es, die Kultur und den Status als Gast zu bewahren, aber die Arbeit nicht zu vergessen.“ Wenn es dann zum Fotoshooting geht, müssen die Opmeers die Wünsche ihrer Auftraggeber beachten. Oikocredit legt beispielsweise großen Wert darauf, dass die Menschen in den Fokus gerückt und im alltäglichen Umfeld ihres finanzierten Projekts gezeigt werden.
Die Zeit drängt, aber …
Die eigenen Sprachkenntnisse reichen oft nicht aus. Es braucht eine lokale Übersetzung, um die Geschichte der Menschen niederzuschreiben.
Nicht selten wird dann eine fünfminütige Aussage zu einem knappen „Alles ist gut“ zusammengefasst. Aber ohne die Geschichte der Menschen ist das Bild nur halb so gut. Dann heißt es, mit viel Geduld sowie Händen und Füßen nachzufragen. Dann wird aus einem „Alles ist gut“ die bewegende Geschichte: „Mithilfe des Kredites konnte ich meine eigene Firma aufbauen. Jetzt habe ich ein Einkommen für mich und meine Angestellten und sehe sogar positiv in die Zukunft. Denn es bleibt noch Geld für die Ausbildung meiner Kinder.“
Die Unwägbarkeiten des Lebens
Die Opmeers müssen ihre Reisen selbst organisieren und finanzieren. Erst wenn die Aufträge erfüllt sind, erhalten sie die vorher vereinbarte Bezahlung. Das Jahr 2019 war deswegen besonders herausfordernd für sie: Die sozialen Unruhen in Zimbabwe, der lokale Ebola-Ausbruch in Uganda, erneute Unruhen in Äthiopien und die Revolution im Libanon führten zu verkürzten oder verschobenen Aufenthalten. Als die Corona-Pandemie ausbrach, mussten sie ihre Arbeit in Asien (Indien und Nepal) abbrechen und unerwartet in die Niederlande zurückkehren. Die darauffolgende Zeit nutzten sie für ein „Sabbatical at home“ und zur Erholung der strapazierten Körper und Seelen.
„In unseren alten Jobs haben uns nur 20 Prozent der Tätigkeiten gefallen, jetzt sind es 80 Prozent.“ Die beiden sind überzeugt, dass ihre Bilder einen Teil einer wichtigen Geschichte erzählen und einen positiven und nachhaltigen Beitrag für die Entwicklungszusammenarbeit leisten. Deswegen sind inzwischen die Flüge nach Namibia gebucht. Sie werden längstens erwartet: Ihr Wohnmobil ist seit über einem Jahr dort stationiert. „Wir freuen uns sehr, bald wieder mit unseren Fotos die Wirkung der Geldanlage für die Anleger*innen von Oikocredit dokumentieren zu dürfen.“
Unser Webinar mit Wim und Pauline Opmeer von November 2020 können Sie hier nachsehen (auf Englisch):
Archiv > 2021 > Juli
- 30. 07. 2021 - Die Covid-19-Herausforderungen in Indien bewältigen
- 22. 07. 2021 - Erneuerbare Energie für 55.000 Menschen im ländlichen Nigeria
- 20. 07. 2021 - Oikocredit nimmt vorläufige Änderungen in der Geschäftsführung vor
- 15. 07. 2021 - Die neue Investition von Oikocredit in Unaitas unterstützt Bauerngenossenschaften in Kenia
- 02. 07. 2021 - Oikocredit baut Engagement für finanzielle Inklusion in Côte d’Ivoire aus
- 01. 07. 2021 - Die Augen von Oikocredit