Buen Vivir als Impuls für unser Finanzsystem?

Buen Vivir zielt nicht auf ein besseres Leben für den Einzelnen. Vielmehr geht es um ein erfülltes Leben in der Gemeinschaft. Aber die indigene Tradition betont noch etwas anderes: das harmonische Verhältnis mit der Natur, oder wie es in den Anden heißt, mit Pachamama, der Mutter Erde, erklärt Thomas Fatheur in seinem Vortrag.

In der Praxis zeigt sich jedoch, dass etliche der Ziele des Buen Vivir mit anderen Zielen in Konflikt stehen. So finanziere die bolivianische Regierung zum Beispiel ihre Sozialprogramme aus staatlichen Bergbaugewinnen.

Neben dem Umgang mit Bodenschätzen zeigte Thomas Fatheuer weitere Diskussionsthemen auf, wie die Wachstumskritik, die Frage nach der Ernährung im Buen Vivir und nach möglichen Alternativen zum Entwicklungsbegriff.

Die Prinzipien des Buen Vivir haben zwar Eingang in die Verfassungen von Bolivien und Ecuador gehalten. Doch ihre Umsetzung in die Praxis gelingt nicht so leicht.

Das Fazit aus einem sehr engagierten und thematisch breiten Abend war dann auch: Es gibt viele Themenbereiche, zu denen die Vision eines guten Lebens Fragen aufwerfen. Sowohl für den einzelnen und die Gesellschaft als auch für die Wirtschaft und speziell die Finanzbranche. Banken sollten insbesondere prüfen, inwieweit ihre Finanzierungen der Gesellschaft dienen und die Natur bewahren oder ob sie einem Guten Leben nach den Werten des Buen Vivir eher entgegen wirken.