Fair Finance Week Frankfurt - Ernährung sichern
„Die erneut gestiegene Zahl Hungernder ist ein Skandal“, sagte Roman Herre, denn gleichzeitig mit der Zahl der Hungernden sei das Angebot an Nahrung gestiegen, so dass die Welt bereits heute 10 Mrd. Menschen ernähren könnte. Roman Herre, Agrarreferent bei der Menschenrechtsorganisation FIAN, sprach zur Einführung des zweiten Abends der Fair Finance Week 2017, die sich in diesem Jahr mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN-Agenda 2030 beschäftigt.
„KEIN HUNGER“ steht in der Liste der 17 Ziele an zweiter Stelle. Mit einer Vielzahl von Fragen zur Welternährung und den Gründen für Hunger eröffneten die beiden Moderatoren Dr. Gunter Volz, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung beim evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Silvia Winkler, Geschäftsführerin Oikocredit Förderkreis Hessen-Pfalz den Abend. Antworten und Beispiele nachhaltiger Nahrungsmittelproduktion fanden neben Roman Herre dann Tobias Bandel mit Bioanbau in der Wüste und Christiane Münscher mit solidarischer Landwirtschaft hier in Frankfurt.
Als Gründe für Hunger benannte Roman Herre insbesondere den mit 43 % geringen Anteil an landwirtschaftlichen Produkten, die heute noch als Nahrungsmittel genutzt werden, neben einem immer größer werdenden Anteil für Futter, Energie und als neustem Trend Bioplastik. Daneben werden weiterhin in großem Stil Landflächen durch legale und illegale Landkäufe den Kleinbauern und lokalen Märkten entzogen. Mit komplexen Schaubildern machte Roman Herre deutlich, dass an diesem Trend Banken und Pensionskassen weltweit beteiligt sind, die Agrarland als Investitionssektor für sich entdeckt haben.
Aber es gibt auch Hoffnung machende Beispiele, wie SEKEM in Ägypten. Die Wüste urbarmachen, das ist einer der Träume der Menschheit. In Ägypten ist dies der Entwicklungsinitiative SEKEM gelungen, die vor 40 Jahren begonnen hat mit bio-dynamischem Landbau karges Land in Acker zu verwandeln. Tobias Bandel war dort einige Jahre nach seinem Agrarstudium tätig und nahm seine Erfahrungen von dort mit in die Gründung seiner Firma Soil&More, die heute weltweit zu biologischem Anbau berät. Bei SEKEM überzeugt ihn besonders, dass die angebauten Nahrungsmittel zum Großteil im Land bleiben und nicht für den Export produziert werden. Damit trägt SEKEM in Ägypten zur Versorgung der Bevölkerung mit Bio-Produkten bei.
Die Solidarische Landwirtschaft, von der Christiane Münscher, berichtete bringt Menschen dazu wieder darüber nachzudenken, wo ihre Nahrung herkommt und wie sie produziert wird. Christiane Münscher ist Forumsmitglied der SoLaWi Frankfurt, die mit dem Birkenhof Egelsbach kooperiert.
Gefragt ist aus Sicht von FIAN, wie Roman Herre erläuterte, insbesondere die Vereinten Nationen und die nationalen Regierungen, um den Recht auf Nahrung mehr Gewicht zu verleihen. Dazu bedürfe es eine Überprüfung problematischer Politiken u.a. im Handel und Regulierungen der Privatwirtschaft. Gleichzeitig warben Christiane Münscher und Tobias Bandel für einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft: Nahrungsmittelverschwendung oder unser Konsumverhalten liegt in unserer Verantwortung. Dazu gehört auch unsere Bereitschaft für Lebensmittel einen angemessenen Preis zu zahlen, denn so die Überzeugung der Redner: „Bio ist nicht zu teuer, konventionell ist zu billig.“
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